Hier hat jemand einfach ein Vogelhaus an die Mauer gehängt, auf dass wenigstens eine Familie friedlich auf einer tödlichen Grenze wohne. Warum auch nicht, war doch die Mauer ohnehin ein klares Zeichen, dass hier ein ganzes Volk einen Vogel hatte. Außerdem gab es für die Spatzen hüben wie drüben mit Sicherheit genug Würmer, und die Ost- und Westwürmer werden nicht unterschiedlich geschmeckt haben. Selbst die Grenzsoldaten schossen auf diese Spatzen nicht mit Kanonen.
Dafür badeten die Spatzen voller Vergnügen im trockenen Sand des Todesstreifens und wurden dort ihre Parasiten los, ganz ohne Einreisegenehmigung.
Auch die Kaninchen fühlten sich im Todesstreifen wohl, vermehrten sich fröhlich und bescherten der DDR jede Menge Bewohner, wenngleich vierbeinige. Sie gruben jede Menge Tunnel wo es sonst niemand durfte, dachten aber nicht an Flucht.
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Dieses Foto findet sich auch in dem Buch
Mauerstücke – Erinnerungsgeschichten
Hrsg. Bettina Buske und Patricia Koelle
Dr. Ronald Henss Verlag
ISBN 978-3-939937-08-1
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